Küchen sind die neuen Statussymbole

Chronik der Woche

Das Corona-Virus hat auch das Einkaufsverhalten verändert. Im Supermarkt-Check von Oxfam schneidet Edeka besonders schlecht ab. Die Bundesernährungsministerin Julia Klöckner erweist sich einmal mehr als Lobbyistin der Lebensmittelindustrie. Und die Küche hat das Auto als Statussymbol abgelöst. Die Woche im Überblick.

Die Online-Prospekt-Plattform Marktguru hat untersucht, wie sich die Corona-Krise auf das Einkaufsverhalten auswirkt. Ihrer Umfrage zufolge vermeidet es jeder zweite Verbraucher, zu Stoßzeiten einzukaufen. Fast zwei Drittel versuchen, den Einkauf effektiver zu gestalten und nicht mehr sooft einzukaufen. Rund 40 Prozent gehen aber weiterhin nach Bedarf in den Supermarkt. 
Drei Viertel der Konsumenten kaufen zwar in erster Linie für sich selbst und die eigene Familie ein, jeder Zehnte aber auch für Freunde oder Nachbarn.

Fast die Hälfte der Befragten achtet dabei eher auf den Preis als zuvor, und fast jeder Vierte hat sein Budget auf das „absolut Notwendige“ reduziert. Jeder Dritte gibt aber genauso viel aus wie vor Corona.  

Die Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen in den Geschäften hält fast jeder Zweite für angemessen, nur jeder Fünfte findet sie überzogen, nur jeder Vierte als störend, und 13 Prozent lehnen die Hygiene-Vorschriften als unwirksam ab. 

Die Supermarktkette Edeka bleibt in einem internationalen Supermarkt-Check der Hilfsorganisation Oxfam das Schlusslicht bei den Bemühungen um Menschenrechte. Als einzige deutsche Kette habe sie eine Vereinbarung, in seinen globalen Lieferketten für existenzsichernde Löhne zu sorgen, nicht unterzeichnet. Außerdem gebe es bei Edeka keinen Menschenrechtsbeauftragten. 

Edeka wies die Vorwürfe postwendend zurück: „Selbstverständlich legen wir Wert auf existenzsichernde Löhne in unseren Lieferketten.“ Auch sei das Unternehmen aktives Mitglied der Initiative Nachhaltige Argrarlieferketten und verfüge über eine Abteilung, die sich nur mit dem Thema menschenrechtliche Sorgfaltspflichten beschäftige. Den „Supermarkt-Check“ bezeichnete eine Edeka-Sprecherin als „Kampagne“. Man habe mehrfach ausführlich über eigene Aktivitäten informiert, was jedoch bei der Analyse nicht berücksichtigt wurde.

In dem zum dritten Mal erhobenen Supermarkt-Check konnte sich Lidl deutlich verbessern. Oxfam lobte, dass der Discounter mittlerweile einen Großteil seiner direkten Zulieferer publik mache. Dies sei ein Meilenstein, weil viele Unternehmen behaupten, dies sei nahezu unmöglich. Auch Rewe sowie Aldi Süd und Nord konnten sich verbessern.  

Die Bundesernährungsministerin Julia Klöckner ließ offenbar eine wissenschaftliche Studie umschreiben, in der die Lebensmittelampel Nutri-Score gut abgeschnitten hatte. Das legt ein Vergleich der Original-Studie des Max-Rubner-Instituts (MRI) mit der später vom Ernährungsministerium veröffentlichten Version nahe. Während die  MRI-Studie den Nutri-Score als „grundsätzlich vorteilhaft“ für eine Nährwertkennzeichnung bewertete, heißt es in der für das Ministerium überarbeiteten Version, dass „keines der NWK-Modelle uneingeschränkt empfohlen werden“ könne. Damit habe Julia Klöckner eine wissenschaftliche Arbeit eines Forschungsinstituts politisch instrumentalisiert und die Öffentlichkeit bewusst in die Irre geführt, kritisieren die Essensretter von Foodwatch.

Dass Julia Klöckner ihr Modell ausgerechnet auf Grundlage eines Vorschlags aus der Lebensmittellobby entwickeln ließ, sei ein Skandal. Offenbar seien weder unabhängige Forschung noch die Interessen von Verbrauchern, sondern die Wünsche der Industrie Maßstab ihres politischen Handelns.

Während fast jeder zweite Möbelhersteller die Produktion einschränken oder Insolvenz beantragen mussten, verzeichnen Küchenmöbel nur geringe Umsatzrückgänge. Der Grund: Viele Deutsche investieren inzwischen mehr in die eigene Küche als ins Auto, das längst kein Statussymbol mehr ist.

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