Kraftriegel für Facharbeiter

Klopse für Obama

Das Bundesverdienstkreuz wurde seit 1951 bereits 257.000 Mal verliehen. An Musiker wie Udo Lindenberg und Wolfgang Niedecken
(Bap) ebenso wie an Komiker (Otto), Fotografen (Jim Rakete) oder
Sängerinnen (Annette Humpe). Mit Christian Bau, dem Küchenchef
von Victor’s Fine Dining im Saarland, wurde im Oktober 2018 auch
erstmals ein Koch ausgezeichnet, weil er „als kulinarischer Botschafter in herausragender Weise zu einem positiven Deutschland-Bild“ beitrage. Bevor Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ihm am 2. Oktober den Orden ans Revers heftete, nutzte Bau jedoch die Gelegenheit, sich darüber zu mokieren. In der Süddeutschen Zeitung wies er daraufhin, dass diese Ehre zuvor nur zwei Köchen zuteil geworden war – Harald Wohlfahrt für die Tourismusförderung in Baden-Württemberg und Heinz Winkler als Arbeitgeber: „Fragen Sie mal in der Fußgängerzone – da kennen die Leute bestenfalls Tim Mälzer. Ich will keinem zu nahetreten, aber das wäre so, als käme auf die Frage nach unserem bedeutendsten Komponisten die Antwort: Dieter Bohlen.“
Tim Raue habe zwar beim Besuch von US-Präsident Barack Obama
Königsberger Klopse machen dürfen, doch als die Queen zuletzt in Deutschland war, bekam sie beim offiziellen Mittagessen der Stadt Frankfurt nur „ein Dessert wie aus einem Landgasthaus der frühen 80er-Jahre: Crème brulé und Vanilleeis, grobmotorisch zusammengehauen von irgendeinem Caterer.“ 

Foto: NoCultureIcons/Wikipedia

Kultsnack aus Berlin
Das 2009 in der Nähe des ehemaligen Grenzübergangs Checkpoint Charlie eröffnete Currywurst-Museum musste trotz einer Million Besucher kurz vor Weihnachten 2018 schließen. Touristen fanden den  Eintritt von elf Euro offenbar zu teuer und bemängelten, dass einige der interaktiven Attraktionen zuletzt nicht mehr funktionierten. Die Ausstellungsstücke sollten jedoch vorerst eingelagert und später im Zuge einer Wanderausstellung gezeigt werden, um den „Kultsnack aus Berlin international noch bekannter zu machen.“
Wie bitte? Kultsnack aus Berlin? Ach, was soll’s: Wer Uwe Timms Novelle Die Entdeckung der Currywurst gelesen hat, weiß ohnehin, dass der „Kraftriegel für Facharbeiter“ (Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder) 1947 am Hamburger Großneumarkt erfunden wurde.

Weltfischbrötchenhauptstadt
Bevor die Hannover-Messe zur weltgrößten Industriemesse mutierte,
wurde sie vom Volksmund als „Fischbrötchen-Messe“ verspottet.
Denn die dort gereichten Fischbrötchen waren in der Nachkriegszeit ein besonders auffallendes Merkmal der Messe. Inzwischen hat Hamburg der niedersächsischen Metropole aber den Rang abgelaufen und bezeichnet sich selbst als „Weltfischbrötchenhauptstadt“. Denn kein Tourist verlässt die Hansestadt, ohne sich diese norddeutsche Delikatesse zwischen die Kiemen gehauen zu haben. Und Fischbrötchen sind für den Hamburger eine Art Muttermilch-Ersatz und für so manchen
HSV-Fan ein Trost, spielt „die schönste Stadt der Welt“ so doch wenigstens fischbrötchenmäßig in der Champions League.

Auszüge aus „Gastromania“ von Hollow Skai (217 Seiten, Euro 9,99), erhältlich in allen Online-Buchshops und Buchhandlungen oder bei www.bod.de

Titelfoto: Gregor Helms/Wikipedia

 

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