Hotel California

Der größte Hotel-Song aller Zeiten

Es war ein herrlicher Sommertag, als der Gitarrist der Eagles, Don
Felder, im Schneidersitz auf dem Boden seines Strandhauses im kalifornischen Malibu saß und ein bisschen auf der Gitarre klimperte,
während sein Sohn neben ihm spielte. Felder hatte kaum ein paar
Akkorde angestimmt, da begannen seine Finger pl.ötzlich zu kribbeln. Weil er das für ein gutes Zeichen hielt, arbeitete er das Arrangement aus, fügte etwas Chorgesang hinzu, unterlegte alles mit einem Reggae-Rhythmus und nahm am Ende noch zwei Gitarrensoli auf, die sich wie ein Duell zwischen einer Stratocaster und einer 1959er Les Paul Starburst anhörten.
Als er das Demo dem Eagles-Sänger Don Henley vorspielte, erinnerte den das an einen Matador, weshalb sie den Song zunächst „Mexican Bolero“ nannten. Henley stellte sich vor, dass er von einem Typen handelt, der nachts mit offenem Verdeck auf einem Highway durch die Wüste fährt und am Horizont ein abgelegenes Hotel erblickt, das sowohl der Himmel als auch die Hölle sein könnte. Der Song romantisierte in seinen Augen den kalifornischen Traum, der sich bei näherer Betrachtung jedoch als Alptraum entpuppte.
Mit der Zeile „You can check out any time you like, but you can
never leave“ bezogen sich Don Henley und Glenn Frey aber auf Jackson Brownes erste Frau, die Selbstmord verübt hatte. „Mit anderen Worten: Du kannst auschecken, sterben, aber du wirst immer irgendwo im Kosmos bleiben.“
Nachdem die Eagles den Song aufgenommen und ihm einen neuen
Titel – „Hotel California“ – gegeben hatten, war Don Henley so überzeugt davon, dass er ihn als Single veröffentlichen wollte. Da er allerdings sechseinhalb Minuten lang war und die großen Radiostationen nur Songs spielten, die höchstens halb so lang waren, bat ihre Plattenfirma die Eagles, den Song zu kürzen. Don Henley blieb jedoch stur und setzte durch, dass „Hotel California“ unverändert veröffentlicht wurde. Die Single schoss 1976 sofort auf Platz 1 der US-Charts und sorgte dafür, dass die Eagles eine Zeit lang jeden Monat eine Million Alben verkauften und zur erfolgreichsten US-Band der Siebzigerjahre wurden.

Das auf dem Cover abgebildete Hotel wurde schnell als das Beverly
Hills identifiziert, die noble Absteige kam aber nicht infrage, da es im
Songtext hieß, das Hotel California läge an einem Highway inmitten
der Wüste – und nicht am Sunset Boulevard von Los Angeles.
Der mysteriöse Text ließ die Legenden daraufhin ins Kraut schießen. Mal sollte es sich beim Hotel California um eine Hippie-Sekte, mal um eine Gruppe von Satanisten und dann wieder um eine geschlossene psychiatrische Einrichtung handeln, in der man lebenslang eingesperrt blieb. Und als im Film The Big Lebowski eine Flamenco-Version der Gipsy Kings zu hören war, wurde das Hotel gar als Metapher für Drogensucht interpretiert.
24 Jahre nach der Veröffentlichung des Songs behauptete das Wall
Street Journal, das nun zum Verkauf stehende Hotel befände sich in dem Dorf Todos Santos auf der mexikanischen Halbinsel Baja California. Einheimischen zufolge habe der Eagles-Schlagzeuger Don Henley dort Mitte der Siebziger längere Zeit gelebt und sich zu dem Hit inspirieren lassen. Der frühere Eagles-Manager Irving Azoff bestritt das jedoch vehement: „Kein Mitglied der Eagles hat jemals einen Fuß in das Hotel gesetzt.“
Dass Trittbrettfahrer den Evergreen benutzten, um Kundschaft
anzulocken, war den Eagles stets ein Gräuel. So verklagten sie im Mai
2000 einen Restaurantbesitzer aus Dallas wegen Verletzung ihres Markenzeichens. Der gewiefte Texaner hatte seinen Grill Hotel California genannt, dachte jedoch nicht daran, den Namen zu ändern: „Ich betreibe ein Restaurant und keinen Song.“

Auszug aus „Gastromania“ von Hollow Skai (217 Seiten, Euro 9,99), erhältlich in allen Online-Buchshops und Buchhandlungen oder bei www.bod.de

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