Sex & Drugs & Randale

Kreative Umgestaltung

Wenn Rockbands zu Gast sind, müssen Hoteliers oft um ihr Mobiliar fürchten.

Damit nicht alle TV glotzten und die Party losgehen konnte, entsorgte der Scorpions-Schlagzeuger Herman Rarebell den Fernseher in seinem Hotelzimmer, indem er ihn aus dem sechsten Stock auf die Straße warf. Dummerweise landete der vor den Füßen des Four-Seasons-Besitzers, woraufhin die Band Hausverbot in sämtlichen Hotels der Kette erhielt.
Rarebell eiferte damit seinem Kollegen Keith Moon von The Who nach, der einst im New Yorker Gorham Hotel die Tür gesprengt und sich auch sonst als Rambo des Rock einen Namen gemacht hatte.
Doch es waren nicht nur Schlagzeuger, die in Hotels randalierten.  Axl Rose von Guns N‘ Roses warf einen Stuhl aus dem 33. Stock eines Hotels in Sao Paulo. Die New Kids On The Block verursachten 1991 einen Zimmerbrand, Donnie Wahlberg setzte mal einen Teppich in Brand und Billy Idol zerlegte regelrecht sein Zimmer im Dortmunder Park-Hotel Westfalenhalle, als er dort anlässlich einer Aufzeichnung der ZDF-Show Rock-Pop in Concert wohnte, weil eine türkische Putzfrau Idols Sachen für Abfall gehalten und kurzerhand entsorgt hatte.
Die Gruppen Naughty By Nature und Salt ‘n‘ Pepa lieferten sich in
einem Kölner Hotel eine Wasserschlacht, für die sie Papierkörbe mit
Eiswürfeln füllten und die Badewanne mit Klopapier verstopften. Oasis erhielten im Londoner Colombia Hausverbot, nachdem sie 1994 auf den Flur gepinkelt hatten. Im Münchener Hilton musste die Polizei 1987 eine aus dem Ruder gelaufene Party der Eurythmics beenden. Und Udo Lindenberg wäre fast mal aus dem Hamburger Elysee geflogen, in dem er Anfang der Neunzigerjahre wohnte, weil er nachts Chinaböller vom Balkon geworfen hatte.
Doch das waren noch harmlose Streiche im Vergleich zu dem, was das Hyatt On Sunset in Hollywood erlebte, auf dessen Fluren Led
Zeppelin Motorrad fuhren oder in dem Jim Morrison sich halbnackt
vom Balkon hängen ließ.
Allein die Sex Pistols mussten im Dragonara in Leeds von Reportern
dazu animiert werden, über die Stränge zu schlagen, um ihrem
schlechten Ruf gerecht zu werden. Und geradezu vorbildlich benahmen sich R.E.M. während ihrer Karriere, die Hotels immer so verließen, „wie man die Erde verlassen sollte“.

Die britische Rockband The Faces war dafür bekannt, dass sie ihre
Hotelzimmer verwüstete, auch wenn das ihr Sänger Rod Stewart eher als „kreative Umgestaltung“ empfand: „Dem Entfernen der Möbel aus einem Zimmer folgte in der Regel ihr Neuarrangement an anderer Stelle. Etwa dem Flur, einem Balkon oder dem Hotelgarten.“ Außerdem, entschuldigte sich Stewart in seiner Autobiografie, hätten sie sich schrecklich gelangweilt.
Ein langweiliger Nachmittag in Pittsburgh wurde enorm dadurch
aufgewertet, dass sie den Fahrstuhl mit Matratzen vollstopften. Mal
lösten sie die Bolzen eines Bettgestells und warteten, „bis der Slapstick seinen Lauf nahm.“ Mal entfernten sie das Mikrofon aus der
Sprechmuschel eines Telefonhörers, „in diebischer Vorfreude auf den
Wutanfall des nächsten Benutzers.“ Bilder, die die Wände eines Hotels verzierten, wurden bekritzelt oder übermalt. Und unter künstlerischen Gesichtspunkten, so Stewart, befand er sich in der ersten Hälfte der Siebzigerjahre in seiner „Pimmel-Phase“: Sein Werk konnte man stets daran erkennen, dass er die Pimmel immer „danach“ zeichnete – hängend und tropfend.
Auch sonst war es um die Beziehungen zwischen den Faces und Hoteliers nicht sonderlich gut bestellt, weil Stewart sein Publikum oft noch zu einer Party im Hotel einlud. Nachdem sie wieder einmal ein Badezimmer unter Wasser gesetzt hatten, erhielten sie als wohl erste Band Hausverbot in allen Holiday Inns. Um es zu umgehen, checkten sie daraufhin unter dem Namen Fleetwood Mac oder Grateful Dead ein.
 

Auszüge aus „Gastromania“ von Hollow Skai (217 Seiten, Euro 9,99), erhältlich in allen Online-Buchshops und Buchhandlungen oder bei www.bod.de

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