Der Koch, der noch nicht sterben wollte

Beispiele, die Mut machen

In Berlin gibt es nun Pendelbier. Lucki Maurer besiegte den Krebs. Und die Initiative Leere Stühle machte bundesweit auf die dramatische Situation der Gastronomie aufmerksam.

Vom Posh Teckel bis zum Club49 sind es zu Fuß nur 650 Meter, für die man 8 Minuten braucht oder wie der Berliner sagt: 1 Bierlänge. Weshalb die beiden Gaststätten nun auch Pendelbier anbieten, ein frisch Gezapftes to go. Pro Bestellung gibt es von mittwochs bis samstags ab 17 Uhr einen Stempel, und beim 10. einen Schnaps auf‘s Haus. So machen die beiden Gaststätten wenigstens ein bisschen Umsatz und ihre Gäste bleiben an der frischen Luft und halten Abstand. Zur Nachahmung empfohlen.

In der Mediathek des Bayrischen Rundfunks kann man sich aktuell einen 45-minütigen Beitrag über den Fleischpapst Ludwig Maurer in der Reihe Lebenslinien ansehen: „Der Koch, der noch nicht sterben wollte“. Was viele Besucher der Gastro Vision, die Lucki in den vergangenen Jahren auf unserer Stage of Taste erlebt haben, nicht wissen: Mit 20 war er an Lymphdrüsenkrebs erkrankt und wollte nach der sechsten Chemotherapie schon aufgeben. Doch dann erstellte er eine Überlebensliste mit den Dingen, die er in seinem Leben noch machen wollte: mit seiner Band auftreten, ein Benefiz-Festival für die Krebshilfe organisieren, bei Stefan Marquard einen Kochkurs machen oder den Bauernhof der Großeltern übernehmen. Heute ist Lucki 38 Jahre alt und hat den Krebs besiegt. Ein Beispiel, das gerade in dieser Zeit Mut macht.

Mit der Unterstützung des Leaders Clubs machten Gastronomen und Hoteliers am vergangenen Wochenende in 70 Städten auf ihre verzweifelte Situation aufmerksam. Weil der Infektionsschutz allerhöchste Priorität hat und um Mindestabstände einzuhalten, nahmen zum Beispiel in Hamburg nur Vertreter von 21 Gastronomiebetrieben teil, die einen Querschnitt der vielfältigen Gastronomielandschaft abbildeten. Mit einer gedeckten Tafel ohne Gäste und 420 leeren Stühlen protestierten sie gegen fehlende Unterstützung. Die Stühle repräsentierten dabei die rund 4.200 Gastgewerbe der Hansestadt, denen aufgrund der Corona-Krise die Schließung droht. Von den rund 56.000 Mitarbeitern der Branche sind derzeit 90 Prozent in Kurzarbeit. Die bereits getätigten politischen Beschlüsse seien zwar „ein großer Schritt nach vorne“, so Patrick Rüther, Mitinhaber der Bullerei und des ÜberQuell. Jedoch reichten sie nicht aus, um das Gastgewerbe zu retten. Koral Elci von der Kitchen Guerilla befürchtet denn auch: „Bis die Maßnahmen greifen, werden viele von uns schon auf der Strecke geblieben sein. Ich befürchte ein Massensterben in der Gastronomie.“ So gehe etwa die Erhöhung des Kurzarbeitergeldes ab Oktober auf 50-Prozent-Basis an den Bedürfnissen der Mitarbeitern vorbei, da diese schon jetzt das Geld dringend benötigten.

Auch die vorübergehende Reduzierung der Mehrwertsteuer für Speisen auf 7 Prozent sei grundsätzlich gut und richtig. Eine langfristige Perspektive für die Rückzahlung der in der Krise aufgenommenen Kredite biete sie jedoch nicht. Zudem blieben dabei Bars und andere getränkelastige Gastronomiebetriebe unberücksichtigt, da die Steuersenkung nicht für alkoholfreie Getränkeumsätze gilt. Auch Veranstaltungsgastronomen sowie Kantinenbetreiber blieben außen vor. Des weiteren gaben die Gastronomen zu bedenken, dass in den nächsten zwölf Monaten aufgrund geltender Abstands- und Hygieneregeln ohnehin mit maximal der Hälfte der Umsätze zu rechnen sei. Miete und andere Fixkosten liefen jedoch unverändert weiter. Zudem bestehe die Gefahr, dass viele Betriebe ohne Zuschüsse den 1. Juli gar nicht mehr erleben. „Wir und unsere Mitarbeiter leben gerade von Tag zu Tag und halten uns bereit für eine Zukunft, die noch in den Sternen steht“, sagte Johannes Riffelmacher vom Salt & Silver. „Wir vermissen einen bundesweiten Fahrplan mit verbindlichen Richtlinien für unsere Branche – damit wir wissen, wann und wie wir mit einer Wiedereröffnung rechnen können.“ Konkret bitten die Gastronomen deshalb um eine sofortige und stufenlose Aufstockung des Kurzarbeitergeldes für Bezieher niedriger Einkommen, weitere unbürokratische, sofortige Zuschüsse für Umsatzausfall bzw. zur Deckung der Fixkosten auf Grundlage vorangegangener Steuererklärungen, eine mehrjährige Senkung der Mehrwertsteuer auf 7 Prozent und ein gemeinsames und konkretes Planen der Wiedereröffnung unter Corona-Bedingungen

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