Grillfleisch verramscht den Amazonas

Illustrierte Wochenschau

Der Gastronomie und Hotellerie fehlen Mitarbeiter. Ver.di fordert mehr Geld für Einzelhändler*innen. Viva con Agua gründet Werbeagentur. Preise sollen Pfand beinhalten. Billigfleisch verramscht den Regenwald. Imker wollen Honig besser kennzeichnen. Und der Brexit lässt Lebensmittelexporte einbrechen. Unsere Woche im Überblick.

Bars, Restaurants und Hotel dürfen dank sinkender Infektionszahlen wieder öffnen. Doch nun fehlen ihnen Mitarbeiter. Mehr als 40 Prozent der Barkeeper, Bedienungen und Hotelfachkräfte sollen im Zuge der Pandemie in andere Branchen übergewechselt sein, weil man dort mehr verdient. Das habe die Gastronomie und die Hotellerie aber selbst verschuldet, meint Guido Zeitler von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten im Spiegel: „Statt Fachkräfte mit attraktiver Bezahlung zu binden, wurde auf Tarifflucht, Minijobs und prekäre Beschäftigung gesetzt.“ Für fast jeden zweiten Gastronomen ist der Fachkräftemangel eine ernste Gefahr für das eigene Geschäft. Und die Industrie- und Handelskammer Ostfriesland warnt davor, dass es „entlang der Küste“, wo es einen besonders hohen Bedarf an Saisonkräften gibt, schon bald große Probleme geben wird, wenn die Attraktivitöt der Jobs nicht bald gesteigert wird.

Als „systemrelevant“ gelten hingegen die Beschäftigten im Einzelhandel, weil sie seit Beginn der Corona-Pandemie täglich „an der Front“ stehen und ihre Gesundheit riskieren. Die Gewerkschaft Ver.di fordert nun Lohnerhöhungen, wie Welt berichtet:  4,5 Prozent mehr Geld plus 45 Euro pro Monat bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Zudem sollen der Mindestlohn pro Arbeitsstunde steigen und allgemein verbindliche Tarifverträge eingeführt werden.

Mit Vc:X hat Viva con Agua, das soziale Wasser der Gastro Vision, eine eigene Werbeagentur gegründet, die aktuelle Themen zeitgerecht behandeln und zukunftsgerecht umsetzen soll. VcA-Gründer Benny Adrion: „Wir haben durch Vc:X die Möglichkeit, mit Leuten zusammenzuarbeiten und auf Ebenen mit Leuten zusammenzuarbeiten, die wir mit Viva con Agua gar nicht hätten.“

Die Frage, ob Lebensmittelhändler ihre Preise in der Werbung inklusive Pfand angeben oder sie  separat ausweisen müssen, beschäftigt nun den Bundesgerichtshof (BGH). Der Verband Sozialer Wettbewerb will das grundsätzlich klären lassen und verklagt eine Kieler Warenhauskette, die in einem Prospekt die reinen Preise abgedruckt hatte mit dem Zusatz „zzgl. … € Pfand“. Dabei hatte der BGH schon in den 1990er Jahren entschieden, dass das Pfand im Preis enthalten sein müsse, wie der stern berichtet.

„Mit Billigfleisch“, so die Umweltorganisation WWF, „wird der Amazonas verramscht.“ Denn 96 Prozent der Soja-Anbaufläche werde für Tierfutter benötigt und nur 4 Prozent für pflanzliche Lebensmittel. Pflanzenprodukte hätten zwar eine deutlich bessere Ökobilanz, Grillfleisch würde in den deutschen Supermarktketten aber 30 Mal häufiger beworben, kritisierte die Ernährungsreferentin des WWF, Tanja Dräger de Teran, in der Tagesschau.

Strengere Vorgaben für die Kennzeichnung von Honig fordern derweil bayrische Imker und Verbraucherschützer. So klagte der Präsident des Landesverbands der Bayerischen Imker, Stefan Spiegl, dass Honig nicht mehr bestimmt werden könne, wenn er vermischt werde. Und die Verbraucherorganisation Foodwatch fordert, dass das Ursprungsland, in dem der Honig erzeugt wurde, auf dem Etikett angegeben wird. Pausche Angaben wie „Mischung aus EU-Ländern“ würden nicht ausreichen

Seit dem Austritt Großbritanniens aus der EU sind Ausfuhren britischer Lebensmiitel um bis zu 90 Prozent eingebrochen. Vom Brexit betroffen sind vor allem landwirtschaftliche Produkte wie Cheddar, Whiskey und walisisches Lammfleisch, die nun neben Einfuhr- und Zollgenehmigungen auch spezielle veterinärmedizinische oder Pflanzenschutztests benötigen, damit sie exportiert werden dürfen. Verzögerungen beim Transport und erhebliche Zusatzkosten sind die Folge. „Der Verlust von Exporten im Wert von zwei Milliarden Pfund in die EU ist ein Desaster für unsere Branche und ein sehr deutliches Zeichen für das Ausmaß der Verluste, die britischen Herstellern wegen der neuen Handelsbarrieren mit der EU längerfristig drohen”, konstatiert Dominic Goudie, zuständig für internationalen Handel beim Branchenverband Food and Drink Federation (FDF), in Welt.

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