Con gusto

Con gusto

Die Gastro Vision Roadshow endete erfolgreich in München. Vegane Studenten müssen darben. Alpakas liefert unverpackte Lebensmittel aus. Rapper mischen die Lebensmittelbranche auf. Der Wermut feiert ein glorreiches Comeback. Und Dieter Richter erzählt die kulinarische Geschichte der Italiensehnsucht. Unsere Woche im Schnelldurchlauf.

Fünf Stopps, über 30 Aussteller, rund 500 Besucher – mit ihrem letzten Stopp in München am vergangenen Montag und Dienstag endete die Gastro Vision Roadshow höchst erfolgreich. Die kleinen Veranstaltungen passten optimal zu den derzeitigen Auflagen und Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie. Neben der entspannten und exklusiven Atmosphäre lobten die ausstellenden Unternehmen vor allem guten Gespräche und erfolgreichen Geschäftsanbahnungen.

 

Klaus Klische, Veranstalter der Gastro Vision sowie der Gastro Vision Roadshow, war denn auch mit dem Verlauf der Roadshows sehr zufrieden: „Die Branche hat darauf gewartet, sich endlich wieder persönlich zu treffen und über neue Produkte und Innovationen informieren zu können. Besonders erfreulich fanden wir, wie gut und unkompliziert sich alle Besucherinnen und Besucher an die jeweiligen Schutzmaßnahmen in den verschiedenen Städten gehalten haben. Alle waren gut vorbereitet, hatten die entsprechenden Unterlagen dabei und haben sich auch auf der Veranstaltungsfläche vorbildlich verhalten. Das hat die Durchführung auch für uns als Veranstalter sehr angenehm gemacht.“

In Hamburg wurden außerdem die Gewinner des Gastro Vision Förderpreises ausgezeichnet. Der Förderpreis Analog 2021 ging an das Start-up Spoontainable für den plastikfreien Löffel „Spoonie“, der aus Kakaoschale hergestellt wird und verzehrt werden kann. Den Förderpreis Digital erhielt das Unternehmen Support by Improvement (SBI) für ihr bargeldloses Bezahlsystem mit automatischer F&B-Erkennung.

Magere 2 Prozent der Deutschen ernähren sich vegan. Unter den Studierenden sind es dagegen satte 13 Prozent, die ausschließlich pflanzliche Produkte essen. Die Mensen und Cafeterien der Universitäten kommen dem aber nicht nach. So steht nicht nur in der Universität Köln, wie die Frankfurter Allgemeine berichtet, seit Beginn der Corona-Pandemie nur noch an jedem zweiten Tag ein Veggie-Menü auf der Speisekarte, obwohl das eine mit dem anderen nichts zu tun hat.

Alpakas nennt sich der erste Lieferdienst für unverpackte Lebensmittel, der es den Leuten „deutlich einfacher machen“ will, „nachhaltig zu leben“. Der Einkauf soll sich „anfühlen wie auf dem Wochenmarkt“ und hat zudem den Vorteil, dass Alpakas den Kunden den Transport und die Reinigung der Mehrweg-Behälter abnimmt.

Zu den Investoren zählen laut Capital die Atlantic Food Labs, die bereits dem Lieferdienst Gorillas unter die Arme gegriffen haben, Markus Windisch und Nils Hermann vom Dax-Konzern Hellofresh sowie Blue Impact, der Fonds des Seriengründers Lawrence Leuschner, dem Chef des E-Scooter-Start-ups Tier Mobility.

Christstollen von Kuchenmeister

Er könnte auch Fischbrötchen verkaufen, und es würde laufen, reimt der Rapper Capital Bra auf seiner Instagram-Seite. Nachdem er erfolgreich einen Eistee „releast“ und Konkurrenten wie Nestlé auf die Plätze verwiesen hat, eroberte er auch mit seiner Gangstarella-Pizza den Markt. Und Capital Bra ist nicht der einzige Rapper, der die Food-Branche aufmischt, wie Welt berichtet. Reezey bietet in Kooperation mit Aldi einen Weißwein an, von dem bereits 100.000 Flaschen verkauft wurden, aber auch Gin und Jeans. Und Shirin David etablierte ihren „DirTea“ mithilfe der Krombacher-Tochter Drinks & More.

Ein erstaunliches Comeback feiert indes der gute alte Wermut, der lange als billiger Fusel verschrien und in der Regal ganz unten im Regal versteckt war. Mittlerweile wird auch hierzulande Wein sehr anspruchsvoll mit Kräutern und Gewürzen aromatisiert und Marken wie „Helmut“ oder „Wirmut“ beeindrucken mit Blütendüften und eignen sich für klassische Cocktails ebenso wie für Aperitifs.

Lange Zeit verschrien war bei uns auch die italienische Küche, weil sie als ungenießbar und gesundheitsschädlich galt. In seinem soeben erschienenem Buch Con gusto beschreibt der Literaturwissenschaftler Dieter Richter, wie Italien-Reisende in der Renaissance den „Geschmack des Südens“ rigoros ablehnten, weil sie Angst hatten, am Pizza-Fladenbrot zu ersticken, glaubten, für das Essen des „ellenlangen Gewürms“ von Makkaroni-Nudeln benötige man eine anatomisch sehr weite Kehle, und davon überzeugt waren, dass das „übelriechende“ und „unverdauliche“ Olivenöl die Speisen verunreinige. Erst ab dem 17. Jahrhundert wich langsam die Angst gegenüber der italienischen Küche einer Hinwendung zu sauren und süßen Köstlichkeiten oder zur Erfrischung des kleinen Mannes, dem Speiseeis, sodass heute der Lieblingsitaliener um die Ecke zum Leben gehört wie die Bratwurst zum Fußball.

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