Mussorgsky zum Riesling

„Crossmodale Korrespondenz“

Champagner schmeckt anders, wenn man beim Trinken klassische Musik hört.

Der Frage, welcher Wein am besten zu welcher Musik passt, waren Forscher der Heriot-Watt-Universität in Edinburgh bereits 2016 nachgegangen – wir berichteten darüber. Nun hat die Musikwissenschaftlerin Susan Lin crossmodale Korrespondenzen erforscht und in einer Studie für die Erlangung ihres Masters of Wine herausgefunden, wie sich das Hören von Musik auf den Geschmack von Champagner auswirkt.
Dabei setzte sie zwar allein harmonische Stücke der klassischen Musik ein, doch die Ergebnisse waren verblüffend. „Ohne Musik“, so Susan Lin in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, „wurde der Champagner als weniger komplex und extrem sauer empfunden.“
An der Studie nahmen Profis ebenso wie Amateure teil, sowohl was den Wein anbelangte als auch die Musik. Jeder Teilnehmer erhielt fünf Gläser vorgesetzt, die allerdings alle mit Veuve Clicquot gefüllt waren, was nur einer von 71 Testpersonen auffiel.

Das Prickeln des Schaumweins wurde beim Finale des „Karnevals der Tiere“ von Saint-Saëns, einem schnellen „Stück mit hohen Tönen, deutlicher Klangfarbe und viel Dynamik“, besonders gut wahrgenommen, und auch das Allegro aus Brahms‘ Violinkonzert schnitt gut ab, obwohl es „ein bisschen zu kräftig für diesen Weintyp“ war.
Für die Betonung der Reife und Frucht im Champagner eignet sich laut ihrer Studie „etwas mit einem tiefen, sanften Bass, über den sich eine Melodie aus höheren Tönen legt“, zum Beispiel Astor Piazzolas „Libertango“, der die Spritzigkeit unterstütze. Wer sich an der prägnanten Säure eines deutschen Rieslings störe, sollte hingegen die Promenade aus Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“ auflegen. „Tiefere Töne als Basis, darüber dann etwas Textur, auch mit höheren Tönen“ würden die Frische und Lebendigkeit herausarbeiten, die man am Riesling ja schätze.
In ihrer Studie geht Susan Lin auch darauf ein, dass die Vorstellung von Luxus und Prestige eng mit edlem Wein und klassischer Musik verbunden wird. Was zur Folge hat, dass Verbraucher, wenn sie in einer Weinhandlung mit klassischer Musik beschallt werden, „nicht einfach den üblichen Wein in größerer Menge gekauft haben, sondern hochwertigere Gewächse“.

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